Mich interessiert eher wen ich noch so verpasst habe. Habe weder die Biebel noch den Koran, Talmud oder Vedas gelesen.
Das ist eine großartige Haltung – neugierig auf das, was zwischen den Zeilen (oder hinter der Geschichte) liegt. Gerade in den alten religiösen Texten gibt es viele Frauenfiguren, die nicht immer „im Rampenlicht“ stehen, aber starke Spuren hinterlassen haben – und die in feministischen oder spirituellen Lesarten oft eine ganz neue Tiefe bekommen.
Hier ist ein Überblick über einige faszinierende Frauenfiguren aus den großen religiösen und mythologischen Traditionen, die dich interessieren könnten, ähnlich wie Lilith oder Jesabel:
🔥 Aus der Bibel (hebräisch-christlich)
Debora – Prophetin und Richterin (eine politische und spirituelle Anführerin!); sie führt das Volk Israel in den Krieg – das ist krass für die damalige Zeit.
Hulda – Prophetin, deren Wort über Heilige Schrift entscheidet (2. Kön 22); eine Frau, die theologisch „entscheidet“.
Batseba – Oft nur als „Frau, mit der David Ehebruch begeht“ bekannt – aber sie wurde auch Königinmutter und beeinflusste die Thronfolge.
Maria Magdalena – Mehr als die „bekehrte Sünderin“ – in alternativen Texten (z. B. dem Philippusevangelium) erscheint sie als enge Vertraute Jesu und Trägerin von „geheimer Weisheit“.
Salome, Delila, Tamar, Dinah – oft „am Rand“, aber mit starken Geschichten über Lust, List, Gewalt, Rache.
🌙 Aus dem Koran / islamischer Tradition
Maryam (Maria) – Eine der am häufigsten erwähnten Personen im Koran. Sie ist allein eine fromme, spirituelle Heldin, nicht nur Mutter Jesu.
Hadschar (Hagar) – Mutter Ismaels, zentrale Figur beim Hadsch. Ihre Suche nach Wasser wird in der islamischen Tradition zur spirituellen Handlung.
Bilqis (Königin von Saba) – Eine mächtige, weise Herrscherin, die mit Salomo diskutiert und sich ihm nicht einfach unterordnet.
Asiya – Ehefrau des Pharaos, die Moses als Baby rettet und später trotz ihres Mannes an Gott glaubt.
🔯 Aus dem Talmud / Midrasch / jüdischer Mystik
Serach bat Ascher – Eine Frau, die „ewig lebt“ und in verschiedenen Zeiten wieder erscheint, um Trost zu spenden.
Bruriah – Eine gelehrte Frau im Talmud, die mit rabbinischen Autoritäten diskutiert und sie oft übertrifft.
Lilith (siehe oben) – In der Kabbala als Symbol für die „Nachtseite“ der Weiblichkeit.
Naamah – Mystische Gestalt, verbunden mit Musik und Dämonologie, manchmal als Liliths Schwester gesehen.
🔱 Aus den Veden / hinduistischer Tradition
Saraswati – Göttin der Weisheit, Sprache und Kunst – verkörpert kreative Intelligenz.
Durga – Kriegerische Göttin, die Dämonen tötet – Symbol weiblicher Macht.
Kali – Göttin der Zerstörung und Erneuerung – wild, blutig, aber auch transformierend. Sehr beliebt in feministischen spirituellen Bewegungen.
Draupadi – Aus dem Mahabharata – eine Frau mit fünf Ehemännern (!), nimmt Rache für ihre Schändung, wird spirituell überhöht.
Sita – Aus dem Ramayana – eine komplexe Figur: idealisierte Ehefrau, aber auch stark und unabhängig (je nach Lesart).
✨ Und aus anderen Mythen- und Weisheitstraditionen…
Inanna / Ishtar (mesopotamisch) – Göttin von Liebe, Krieg, Sexualität – steigt in die Unterwelt und kehrt zurück. Sehr stark in feministischer Spiritualität.
Sophia (Gnosis, Kabbala) – Personifizierte göttliche Weisheit, oft weiblich gedacht. Wird unterdrückt, fällt, kämpft sich zurück.
Pachamama (Anden-Tradition) – Die Erde als Mutter, allumfassend und spirituell – tief verbunden mit weiblicher Kraft.
Wenn du magst, kann ich dir zu einer dieser Figuren eine kleine Einführung, ein modernes Gedicht, eine mystische Lesart oder eine Art spirituelle Biografie schreiben – was spricht dich am meisten an?
Schauen wir zuerst kurz auf den Balkan. In meinen Augen eine sehr vernachlässigte Region. (Schmunzel)
Oh ja – der Balkan ist eine Schatztruhe für vergessene, verborgene und verdrängte Geschichten, besonders wenn es um Frauenfiguren in Mythologie, Volksglauben und Mystik geht. Und du hast recht: oft übersehen, aber unglaublich reich an Symbolik, Kraft und Tiefe.
Also – wir heben gemeinsam den Schleier, ja?
🌿 Frauenfiguren & weibliche Archetypen vom Balkan (volksreligiös, mystisch, mythisch)
🧙♀️ Baba – die Uralte
Baba Roga / Baba Yaga (slawisch) – Eine uralte, ambivalente Figur. In slawischer Mythologie eine Hexe, die im Wald lebt.
Sie ist wild, weise, gefährlich – sie prüft dich. Wer sie respektiert, bekommt Hilfe. Wer sie unterschätzt, wird gefressen.
Oft als „Böse“ dargestellt, aber eigentlich eine Hüterin des Übergangs, der Schwellen, der Initiation.
Feministisch gelesen: Die „Hexe“ als Verkörperung der verdrängten Urweisheit der Frau.
🌙 Vila – die wilde Luftfrau
Vile (Pl. von Vila) sind geisterhafte, feenähnliche Wesen in der südslawischen Mythologie (Serbien, Kroatien, Bosnien, Montenegro).
Sie tanzen in Kreisformationen, beherrschen Naturkräfte, leben in Wäldern oder Bergen.
Sie können helfen – oder vernichten. Besonders gefürchtet: ihre Rachsucht, wenn man sie beleidigt oder verletzt.
Archetypisch eine Mischung aus Nymphe, Walküre und Furie. Sie stehen für freie, unzähmbare Weiblichkeit, oft nicht-mütterlich, sondern eigenständig, stark, magisch.
🔥 Mara / Morana – Göttin des Todes und Winters
Slawische Göttin der Dunkelheit, des Winters, des Todes. In Frühlingstraditionen symbolisch „verbannt“ oder „ertränkt“, um das Leben zurückzuholen.
In Ritualen wird sie oft als Puppe verbrannt oder versenkt – eine Art Katharsis.
Interessant: Sie ist notwendig, um den Frühling wiederkehren zu lassen. Ohne ihren „Tod“ kein neues Leben. Sie verkörpert also das zyklische Prinzip: Sterben = Wiedergeburt.
🧜♀️ Alkonost, Rusalka & Meerjungfrauen
In slawischer Mythologie, auch im Balkanraum, gibt es Wassergeister in Frauengestalt. Rusalken sind oft Seelen von jungen, unerlösten Frauen.
Sie sind verführerisch, traurig, schön – und manchmal tödlich.
Auch hier wieder: weibliche Kraft in Verbindung mit Natur, Wasser, Tod – und Verführung.
Oft geht es um Frauen, die zu früh starben oder aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden.
🧿 Hexen, Heilerinnen, Seherinnen
In der traditionellen Balkan-Folklore gibt es viele Geschichten über žene vračare (Weiber, die zaubern), gatanje (Wahrsagerei), und vidovite žene (sehende Frauen).
Diese Frauen waren spirituelle Autoritäten, oft gefürchtet, manchmal verehrt – aber später unterdrückt, ins Abseits gedrängt.
Parallele zu anderen Kulturen: Die spirituell aktive Frau wird zur Hexe, wenn sie sich nicht unterordnet.
💭 Fazit
Auf dem Balkan treffen sich alte Göttinnen, heidnische Naturkräfte und christlich-orthodoxe Einflüsse. Daraus entstanden faszinierende, ambivalente Frauenfiguren – oft als Randfiguren abgewertet, aber voller Tiefe und Kraft.
Wenn du willst, können wir gemeinsam eine dieser Figuren aus feministischer Sicht neu erzählen, in einem kleinen Text oder einer Art mythisch-poetischen Meditation.
Oder: Willst du Richtung griechisch-balkanische Übergänge schauen (z. B. Orakelpriesterinnen in Epirus)?
Oder noch lokaler? (Z. B. Albanien, Bosnien, Mazedonien, Rumänien?)
Wir nehmen die Orakel aus Bosnien!
Ohhh yes – Bosnien it is! 💫
Was für ein magischer Ort, wenn man mal genau hinschaut – tief verwurzelt in uralten, oft mündlich überlieferten Volksritualen, orakelhaften Frauenrollen und einer mystischen Zwischenwelt zwischen Islam, Christentum, Slawentum und noch älteren Naturkulten.
🧿 Die Orakel-Frauen aus Bosnien
(eine verschwiegene Macht im Schatten der Dörfer und Berge)
In den bosnischen Dörfern – besonders in ländlichen und muslimisch geprägten Gebieten – existieren bis heute Figuren, die keine offiziellen Priesterinnen oder Prophetinnen sind, aber eine zutiefst spirituelle, fast priesterliche Rolle haben:
🌙 Hodžinica / Vidovita žena
(Die Seherin, „sehende Frau“)
Sie wird nicht ausgebildet, sondern „hat die Gabe“ – oft „von Geburt an“ oder „nach einer Krankheit“.
Sie sieht in Träumen, Wasser, Bohnen, dem Kaffeesatz, oder durch Gebetsformeln (du’a) – oft gemischt mit alten slawischen Schutzsprüchen.
Sie wirkt als Mittlerin zwischen den Welten, heilt, schützt vor Flüchen, oder liest die Zukunft.
Viele dieser Frauen vereinen vorislamische Magie mit islamischen Elementen, z. B. verwenden sie den Koran, aber auf eine volkstümlich-magische Weise (z. B. durch gesprochene Verse in Wasser, das dann getrunken wird).
🔥 Die Tradition des „Gatati“ (Wahrsagen)
„Gatara“ – die Wahrsagerin.
Besonders beliebt: Gatanje iz kahve – das Lesen aus dem Kaffeetassensatz.
→ Das ist nicht einfach Aberglaube, sondern ein soziales Ritual, ein Moment weiblicher Intimität, Hoffnung, Spiegelung.
Man sagt: Wenn du eine Gatara findest, die nicht viel spricht, sondern nur sagt, was du eigentlich schon wusstest – dann war sie echt.
✨ Funktion & Bedeutung
Diese Frauen sind:
psychologische Stützen
Hüterinnen alter Codes
spirituelle Instanzen ohne Tempel
oft auch Tabu-Figuren – mal verehrt, mal ausgelacht, mal gefürchtet.
Und ja – meistens Frauen. Warum? Weil sie zwischen Intuition, Empathie und tradiertem Wissen agieren. In einer patriarchalen Welt finden sie Räume der Macht im Verborgenen.
🧚♀️ Und dann gibt es noch…
Ajkune, Zmajke & Vilas
Aus der epischen Überlieferung:
Ajkuna – Mutter des Helden Mujo Hrnjica. In manchen Versionen ist sie eine Fee, eine „nebenweltliche“ Frau.
Zmajke – Drachenfrauen, Hüterinnen von Wissen.
Vile – wie oben erwähnt – tauchen auch hier auf: als Wesen, die im Schlaf zu Männern sprechen, Träume senden, Kinder segnen oder verwünschen.
💭 Feministische Lesart?
Diese Orakel-Frauen verkörpern etwas, das offizielle Religionen oft verdrängt haben:
Spirituelle Macht, verbunden mit Körper, Natur, Intuition und Gemeinschaft – und nicht von Männern kontrolliert.
Wenn du willst, kann ich daraus eine kleine imaginierte Szene oder ein Gedicht schreiben, wie es wäre, bei einer bosnischen Orakelfrau zu sitzen – oder wie sich ihre Stimme anfühlen würde, wenn sie dich sieht. 🌙
Oder wir schauen tiefer in eine bestimmte Figur (z. B. Ajkuna oder eine Vilinica).
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